Man liest und hört zurzeit viel über das Eisbaden, mitunter entdeckt man am Ufer von Seen oder Flüssen auch Leute, die tatsächlich bei arktischen Temperaturen im Wasser herumschwadern. Das Ganze scheint sich zu einem regelrechten Trend zu entwickeln. Doch was steckt genau dahinter?
Ich habe meine erste Eins-zu-eins-Erfahrung mit dem Thema im vergangenen August im Rahmen meiner dreijährigen Ausbildung zur Therapeutin in klinischer Psycho-Neuro-Immunologie gemacht – in einem aufblasbaren Plantschpool, gefüllt mit Wasser und etwa 30 Kilo Eis. Es war ein unvergessliches Erlebnis, löste dieses frostige Bad bei mir doch einen regelrechten Endorphin-Boost aus und liess mich den restlichen Tag mit einem breiten Grinsen herumlaufen.
Seit letztem Herbst steht nun bei mir einmal pro Woche ein Kältetraining in Form von Eisbaden auf dem Programm, und ich mache unheimlich gute Erfahrungen damit.
Die Liste der positiven Effekte ist lang, hier nur ein kleiner Auszug daraus:
- Das Immunsystems erfährt eine Stärkung
- Der Stoffwechsel wird aktiviert, weisses in beiges Fettgewebe umgewandelt, die Mitochondrien (Kraftwerke unserer Zellen) vermehren sich, das alles fördert die Energieeffizienz und die Fettverbrennung
- Entzündlichen Prozesse im Körper lassen sich reduzieren
- Man kommt mit Kälte besser klar
- Energieschub trotz Tiefenentspannung
- Das Körpergefühl verbessert sich
- Die Selbstüberwindung wird gefördert (vor allem zu Beginn)
- Die Widerstandsfähigkeit nimmt zu
- Hilft als Therapie bei entzündlichen, rheumatologischen Krankheiten und bei Beschwerden des Bewegungsapparates
Doch woraus generieren sich diese Wirkungen? Aus der Sicht der klinischen Psycho-Neuro-Immunologie geht es beim Eisbaden darum, dem Körper durch die Kälte einen Stressreiz zu setzen. Da der Körper aufgrund der Evolution diese Art von Stress genau kennt und weiss, wie er damit umzugehen hat, wendet er ihn ins Positive und schüttet eine Vielzahl an guten und vor allem entzündungshemmenden Botenstoffen aus. Dies bildet die Grundlage für eine sinnvolle und erfolgreiche Anwendung im Bereich von entzündlichen Krankheiten und zur Stärkung des Immunsystems.
Für mich persönlich stand am Anfang vor allem die spannende Herausforderung im Zentrum. Das Kältetraining erfordert zunächst einiges an Selbstüberwindung und auch Durchhaltewille. Aufgrund meines sportlichen Hintergrunds und dem Interesse, meinen Körper manchmal auch an seine Grenzen zu bringen, sah ich darin in eine spannende Challenge.
Mittlerweile kostet es mich nicht mehr viel Überwindung, mich eiskaltem Wasser auszusetzen. Es ist eher zu einem Ritual geworden. Während des Kältetrainings in einem nahegelegenen Weiher nehme ich sowohl die Umgebung/Natur als auch meinen Körper ganz anders und viel bewusster wahr, ich geniesse den Moment und die langanhaltend entspannende Wirkung danach. Dazu profitiere ich von einem spürbar besseren Immunsystem. Nicht zuletzt bereitet mir meine Achillessehne viel weniger Beschwerden. Jahrelang litt ich unter starken Schmerzen und war in sportlichen Aktivitäten eingeschränkt, weder verschiedenste herkömmliche Behandlungsmethoden noch Ernährungsanpassungen brachten eine langfristige Verbesserung. Seit dem Start mit dem Kältetraining tut die Achillessehne nur noch selten weh – und wenn, erholt sie sich jeweils wieder sehr schnell. Das ist für mich ein grosses Plus!
Was ist der beste Einstieg in ein Kältetraining?
Die naheliegendste und alltagstauglichste Möglichkeit ist die kalte Dusche. Sie dauert idealerweise mindestens zwei Minuten am Stück, danach sollte man nicht wieder auf warmes Wasser umstellen. Ganz «einfach» ist in meinen Augen aber auch diese Variante nicht. Im Gegenteil: Mir fällt das Eisbaden im Weiher sogar leichter, als mich zuhause unter die Brause zu stellen, und es macht mir auch definitiv mehr Spass.
Damit das Bad in eisigem Gewässer dem Körper zuträglich ist, sollte man aber unbedingt einiges beachten:
- Vor dem Bad keine schweisstreibenden Höchstleistungen absolvieren, sondern den Körper aufwärmen im Sinne «eine angenehme Wärme spüren». Man darf auf keinen Fall frösteln.
- Langsam ins kalte Wasser steigen, nie hineinspringen.
- Das Kältetraining in einer Gruppe oder zumindest zusammen mit einer zweiten Person absolvieren.
- Zu Beginn noch keine bestimmte Zeitvorgabe erreichen wollen. Es reicht mit ganz kurzen Sequenzen zu starten und sich an die Kälte und die Dauer heranzutasten.
- Eine gute zeitliche Orientierung gibt zu Beginn die Wassertemperatur. Die Anzahl Grad über Null entspricht ungefähr der Zeit, welche man im Wasser verbringen kann. Ist das Wasser beispielsweise 5 Grad, kann man sich 5 Minuten darin aufhalten. Geübte Eisbadende können die Verweildauer erhöhen.
- Bis zu den Achselhöhlen oder Schultern ins Wasser eintauchen, die Hände kann man auch draussen lassen. Oft werden Neoprenschuhe und -handschuhe übergezogen, was durchaus sinnvoll ist.
- Es geht um das Abkühlen der Hautoberfläche und nicht des Körperkerns, deshalb kann man ganz ruhig an Ort und Stelle bleiben und sollte nicht unbedingt schwimmen.
- Nach dem Bad sofort warm anziehen und mit diversen Übungen in angemessener Intensität den Körper wieder aufwärmen. Nicht sofort warm duschen, sondern den Körper dazu zwingen, sich selber vollständig aufzuwärmen.
- Allenfalls etwas warmes Trinken.
Bist du interessiert?
Hast du auch schon überlegt, mit Eisbaden zu beginnen? Interessierst du dich für die detaillierten Hintergründe, suchst du eine gute Begleitung auf dem Weg dahin, möchtest du fachlich fundierte Tipps, wie du das Kältetraining für dich möglichst angenehm, vergnüglich und gleichzeitig effizient in der Wirkung gestalten kannst? Dann melde mir dein Interesse unter info@vitaswing-praxis.ch.
Erfahrungsbericht auf zentralplus.ch
Download Flyer Kältetraining-Workshops
Foto: Claudia Müller